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Wenn der Dachstein zum Brenner wird: Rekordeinsatz bei Waldbrand

Schwoaga Andi

Ein brennender Dachstuhl, das haben viele Feuerwehrlerinnen und Feuerwehrler schon mal gesehen. Bei einem brennenden Dachstein schaut’s da schon ganz anders aus. Für viele Florianis war der Dachstein-Waldbrand im Oktober wohl das „Highlight“ des Jahres.

Es war der wärmste Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, in der Region Schladming Dachstein ging es zwischen 13. und 17. Oktober aber richtig heiß zu. Zu heiß sogar, denn bei einem Waldbrand an der Ostseite des Dachsteingebirges stand eine Fläche von rund einem Hektar in Flammen. Erst nach exakt 3047 Einsatzstunden, in denen mehrere Feuerwehren, Polizei und Bundesheer gemeinsam anpackten, konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden.

Für viele Florianis war diese Ausrückung im wahrsten Sinne das „Highlight“ des Jahres – immerhin fanden die Löscharbeiten auf 1.700 Metern Seehöhe statt. Wir haben mit dem Kommandanten der Feuerwehr Ramsau am Dachstein gesprochen und mal gefragt, was da genau passiert ist.

Ins Gedächtnis gebrannt: Ein Einsatz der Superlative

„Es war sicher einer der Einsätze, die in Erinnerung bleiben, genauso wie die Lawinenabgang im Ramsauer Ortszentrum 2019“, erzählt Georg Kraml, der Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ramsau am Dachstein. In Erinnerung bleiben ist dabei aber sicher noch untertrieben. Zwischen der Alarmierung der Feuerwehr am Freitag, den 13. Oktober um 14:36 bis zum „Brand aus“ am Dienstag, den 17. Oktober, haben allein von Seiten der Feuerwehr 235 Männer und Frauen insgesamt 3047 Einsatzstunden geleistet. Dazu kamen noch insgesamt 29 Hubschrauber und das dazugehörige Personal - ein Rekord in der Steiermark. Beteiligt waren neben den Feuerwehren Ramsau am Dachstein und Weißenbach bei Haus auch die steirischen Waldbrandstaffeln aus Aigen im Ennstal, Kapfenberg und Scheifling, die durch ihren Zusammenhalt ausnahmsweise keine Berge versetzt, sondern gelöscht haben.

„Allein am Samstag, unserem stärksten Tag, hatten wir 130 Feuerwehrleute im Einsatz, dazu noch 9 Hubschrauber von BMI, Polizei und Bundesheer“, führt Georg weiter aus. Im Hauptberuf ist der Ramsauer Landwirt, den Stall musste in diesen Tagen aber hauptsächlich der Senior* machen. „Wir haben im Jahr normalerweise zwischen 80 und 100 Einsätze. Dieses Jahr waren wir Anfang November schon bei 111. Ich hab daheim aber viel Unterstützung von meiner Familie, darum geht sich das aus.“

Hubschrauber

Adleraugen haben ihn bereits erkannt: Das Bundesheer rückte sogar mit Black Hawk Hubschraubern an

Foto: © FF Ramsau am Dachstein

Da brennt die Leidenschaft: Gelöscht wird nicht nur das Feuer

Unterstützung gab es aber auch aus allen anderen Teilen der Region. So wurden die Florianis etwa von der Bauernbackstube Ramsau mit Kaffee und Kuchen und von der Brauerei Schladming mit Getränken versorgt. Dazu wurde bei der Einsatzleitung im Tal sogar ein Zelt aufgestellt. „Wenn man 12 Stunden in einem extrem schwierigen Gelände im Einsatz ist, ist das körperlich extrem anstrengend. Da tut’s echt gut, dass man gleich einen heißen Kaffee bekommt, wenn man aus dem Hubschrauber steigt und sich danach noch bei einem Bier über den Tag austauschen kann. Das gehört alles zur Kameradschaftspflege.“

Feuerwehrmänner

Gute Stimmung, auch wenn’s heiß hergeht: HBI Georg Kraml mit seiner Truppe

Foto: © FF Ramsau am Dachstein

Was alles zusammen hält: Zusammenhalt

Was sonst noch zu so einem Einsatz gehört sind Höhen, Tiefen, blöde Zufälle und viel Glück: „Wir sind extrem gut ausgestattet und unsere Feuerwehr ist auch extrem gut ausgebildet. Wir hatten erst letztes Jahr eine Waldbrandübung und wir haben für solche Fälle auch eine mobile Löschanlage. Die war aber gerade in Graz zur Überprüfung.“ Am Sonntag musste der Einsatz wegen aufziehenden Nebels außerdem abgebrochen werden. Die Florianis mussten die Ausrüstung zurücklassen und zu Fuß vom Einsatzort auf 1.700 Metern Seehöhe ins Tal absteigen. „Am nächsten Tag war natürlich alles gefroren“, so Kraml. Der Wetterumsturz mit Regen und Schneefall half aber auch, dem Feuer den Rest zu geben.

Ob der Kommandant mit seiner Truppe zufrieden war? „Die größte Herausforderung war die lange Einsatzdauer, aber alle haben ihr Bestes gegeben und auch die Zusammenarbeit mit den anderen Wehren, dem BMI, der Polizei und dem Bundesheer hat super funktioniert,“ erklärt der 38-Jährige, der die Ramsauer Florianis seit 12 Jahren führt. Nebenbei ist er auch noch Ausbilder in der steirischen Skilehrerausbildung und Nachwuchstrainer des WSV Ramsau, also ein Vereinsmensch durch und durch. Ob es auch ohne Ehrenamt geht? „Nein, das ist eines unserer wichtigsten Hab und Güter. Sagt man das so?“

Dachstein

Frostiger Empfang am Montagmorgen: Nach eine halben Stunde war die Ausrüstung aber wieder aufgetaut

Foto: © FF Ramsau am Dachstein

Anmerkung der Redaktion: Nein, sagt man nicht. Aber wir verstehen absolut, was du damit sagen willst. Und wir stimmen dir absolut zu! Wenn viele Hände zusammenhelfen, dann geht echt was weiter. Und dann entstehen auch die großen Geschichten, über die wir so gern schreiben!

*Da auch der Senior bei der Feuerwehr ist, musste der Georg am Sonntag selber in den Stall, denn da wollte der Papa auch mal auf den Berg.