Hut auf, gut drauf: Wie dieser Salzburger ein altes Handwerk aufleben lässt

Sein Handwerk ist bestimmt kein alter Hut, er selbst noch weniger und wenn er jemanden alt aussehen lässt, dann maximal den Mitbewerb: Jakob Schnell aus Schwarzach ist der jüngste selbstständige Hutmacher des Landes.
Wenn der heute 21-jährige Salzburger Jakob Schnell erzählt, wie alles angefangen hat, klingt das so selbstverständlich, als hätte es gar keinen anderen Weg geben können. Er war gerade im Zivildienst, als er erfuhr, dass sein Lehrbetrieb, die Traditionshutmacher-Werkstatt Zapf aus Werfen im Pongau nach 130 Jahren in den Konkurs schlitterte. Gut, ausgelernt war er, aber anstatt sich zu ärgern oder gar in Selbstmitleid zu versinken (so viele Arbeitgeber gibt es für junge Hutmacher nun auch wieder nicht), steigt er ins Bieterverfahren ein und bekommt den Zuschlag für die gesamte Ausstattung seiner ehemaligen Lehrwerkstatt.

Immer auf der Hut: Für Jakob Schnell war der Konkurs seines ehemaligen Lehrbetriebs eine einmalige Chance
Bild: © Der Hutmacher
Keinen Job mehr, aber eine Firma
Rund ein Jahr später hat er als „Der Hutmacher“ nun seine eigene Werkstatt daheim in Schwarzach. „Dieses Business ist eine Nische im Handwerk, und wenn ich mich richtig reinhänge und mich dahinterklemme, dann kann es sich nur auszahlen“, ist sich der Jungunternehmer sicher. Wöchentlich arbeitet er an circa 60 bis 70 verschiedenen Hüten. Zu seiner Kundschaft zählen andere Hutmanufakturen genauso wie Jägerinnen und Jäger oder und auch ganze Vereine. Quasi alles, was es auch schon beim Zapf gab. Aber auch individuelle Anfragen für Otto Normalverbraucher sind ihm immer willkommen.

Die gesamte Ausstattung wurde von Werfen nach Schwarzach umgesiedelt
Bild: © Der Hutmacher
Man lernt nie aus
Neben der Ausstattung hat er auch etwas Erfahrung mitgenommen, nämlich die Elfi. Sie war während seiner Lehrzeit seine Ausbildnerin – heute arbeitet sie für ihn. „Anfangs war das schon schräg. Für uns beide. Drei Jahre lang hat sie mir tagtäglich gesagt, was ich zu tun habe, und heute ist es umgekehrt.“ Statt Konkurrenz herrschen Vertrauen und ein Grundverständnis, auf das sich beide verlassen können.
Zu lernen gibt es für Jakob auch nach der LAP noch genug: „Klar, es gibt noch viel Neues, das täglich dazukommt – Unternehmensführung, Bestellungen, Marketing … da fühlt man sich schon mal ins kalte Wasser gestoßen. Aber genau da funktioniere und lerne ich am meisten.“

Es geht heiß her in der Werkstatt: Für Büroarbeit ist tagsüber nur wenig Zeit
Bild: © Der Hutmacher
Zusammen ist man weniger allein
Ohne seine Familie hätte er das Ganze nie so gestemmt. Die stehen ihm, wie die Elfi, „wenn der Hut brennt“, tatkräftig zur Seite. Zurzeit tüftelt er an neuen Ideen oder plant, wie er die Produktion besser aufstellen kann. Denn die Hutrohlinge kommen extra aus Portugal. „Da musst du früh genug bestellen – sonst schaust blöd, wenn plötzlich nix mehr da ist.“
Was ihn antreibt? Ganz einfach: die Leute. Wenn ein Kunde in seinen Laden kommt und mit seinem ganz individuellen Hut wieder rausgeht, ist das für Jakob die größte Freude. Übrigens zu unserem Interviewtermin ist er mit Kapperl statt Hut aufgetaucht – aber eh verständlich, die Hüte sind ja zum Verkaufen gemacht. Und da geht die zahlende Kundschaft einfach vor.

Jakob Schnell baut sein Unternehmen gleich wie seine Hüte: Schritt für Schritt
Bild: © Der Hutmacher
Altes Handwerk, frische Pläne
Für seine Leidenschaft hängt er sich mächtig rein. An manchen Tagen passiert im Vordergrund mit Geschäft, Kunden, Lieferanten und Anrufen so viel, dass viele Dinge auf der Strecke bleiben. Da kommt es dann schon mal vor, dass er noch bis acht, neun oder 12 sitzt, um alles vernünftig abzuarbeiten und die eine oder andere neue Ideen anzugehen.
Was als nächstes kommt? Ein Onlineshop steht in den Startlöchern. Und irgendwann möchte er selbst Lehrlinge ausbilden.
Aber das Wichtigste für den Salzburger ist jetzt erst mal das Ausziehen aus der gut behüteten Kindheit: „Schon schräg – ich habe zwar meine eigene Firma, sogar eine Mitarbeiterin, aber wohn‘ noch in meinem Kinderzimmer.“


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